Auf Flügeln der Harfe bezieht sich zum einen auf ein Liebesgedicht von Heinrich Heine mit dem ähnlichen Titel „Auf Flügeln des Gesanges“, zum anderen auf den gedanklichen Ausgangspunkt der Komposition, zunächst nicht vom Akkordeon, sondern von der Harfe aus zu denken, um so ein Stück zu schreiben, das zwar die Möglichkeiten des Akkordeons ausnutzt, aber gleichzeitig häufig zu hörende Typisierungen meidet.
Die grundlegende Denkfigur ist das Harfenbisbigliando, dessen tonrepetitive Gestalt sich bis zum „Ton“ und zur „Melodie“ horizontal verfestigt und entfaltet und bis zum Akkord vertikal übereinanderschiebt und einebnet. Dementsprechend verflüchtigt sich das vierfache Piaono zum tonlosen Luftgeräusch und treibt das dreifache Forte zum gepreßten Überdruckton, ist das zart Schwebende bis zu einer nur mit äußerster Anstrengung des Spielers erzeugbaren Balgrepetition getrieben.
Die Expressivität des lufterzeugten Tones rührt von einer sehr differenzierten Lautstärkekomposition her und von einer zeitlichen Trennung des Balg- und Tastenrhythmus. Die repetitiven Schwingungssysteme bewegen sich linear (1 2 3 4 5 usw.) oder in „organischer“ Fibonacci-Reihung (1 2 3 5 8 usw.), dies in horizontal additiver und in zusammengestauchter divisiver Innengliederung übergeordneter Hüll-Dauern. Auch die Form ist eine ununterbrochene Zeitreihung von 47 Achtel-Längen, die in sich in immer neuer Weise gegliedert sind: Akkordeon und Komposition als breathing box.
(Nicolaus A. Huber, 1985)
CDs:
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CD pläne, Edition V 88663
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CD Perspektives. 25 Years Gaudeamus Foundation
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CD Klavins Music KM 019
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CD Heart, edition zeitklang ez-22024
Bibliography:
Klötzke, Ernst-August: Nicolaus A. Hubers "Auf Flügeln der Harfe", in: Neue Zeitschrift für Musik 2/1994, pp. 15-16.
- ISMN: 9790004179079 (M004179079)