Pfarrer Helmut Bayer sagte zu Beginn seiner Betrachtung das Wesentliche ... über Dieter Salberts Werk: Man merkt erst, wie dramatisch der liturgische Messetext ist, wenn er aufgebrochen und in den Kontext der Frage und des Zweifels gestellt wird. Das ist der Grundgedanke dieser Messe, die nicht Liturgie einfach nachbeten will. ""Im Lichte unserer Erfahrung"" (Thomas Mann) sollen Kyrie, Gloria, Credo Agnus Dei neu ergründet und begriffen werden. Das gibt Salbert die Möglichkeit der theatralischen Aufbereitung seines kirchlichen Werks, steckt den grossen Rahmen ab, in dem für alten Schöpfungskult und Elektronik, für charismatisches Gotteserlebnis und songartiges Gemeindelied, für homophones Singen und aleatorische Auflösungserscheinungen ebenso Platz ist wie für multimediale Realisation durch Tanz, Chor und Kinderchor, Dia-Einblendung (Christusdarstellung von Georges Rouault), Sprecher, Orgel, Synthesizer und Instrumentalensemble. ... Die ""Theatralische Messe"" vermittelt einen starken Eindruck zeitgemässen musikalischen Sakralverständnisses."" W. Bronnenmeyer, Nürnberger Zeitung, 11.07.1978 Kinder wandern Richtung Buchenwald. Ihr schlichter Gesang leitet sie des Weges. Scharf pfeift der Wind. Nahtlos mündet diese szenisch angelegte Introduktion in das Kyrie eleison und wird zu einer vielsprachigen, schmerzlich quälenden Klage. So beginnt die Theatralische Messe von Dieter Salbert, ein Gesamtkunstwerk ganz eigener Art. Die Kirche als Aufführungsort wird zu einer einzigen Bühne, die Zuhörer zu Akteuren, wenn sich im Gloria der Gemeindegesang prachtvoll erhebt. Und was die ungewöhnliche Besetzung aus ... produzieren, erlebt der Zuhörer als eine Mischung aus Atmosphärischem, Deutung, Kommentierung oder In-Frage-Stellung - ein Wechselbad der Kräfte zwischen Zweifel und Verherrlichung, verstärkt durch die unmittelbare Verknüpfung von zeitgenössischen kritischen Texten mit den lateinischen Messteilen. Für diese vielschichtigen wie körperlich spürbaren Aussagen kombinierte Salbert tonale Elemente von berückender Schlichtheit wie Intensität mit atonalen, seriellen und elektronischen Klangereignissen. Stimmglissandi, Sprechgesang, Cluster, Reihungen, oft gezielt unbestimmt angelegt, provozieren einen Ausdruck, der unmittelbar an das Empfinden der Ausführenden gekoppelt ist und jeder Aufführung damit eine ganz eigene Note verleiht. Die Wirkung dieses Werkes ist im besten Sinne des Titels theatralisch überwältigend und begeistert vor allem jene Laienchöre, die ihre Scheu vor graphischer Notation längst abgelegt haben und offen sind für ein aussergewöhnliches musikalisches Erlebnis." CF, Neue Chorzeit, Dezember 2005"
- ISMN: 9790203771289 (M203771289)