Allen vier Stücken gemeinsam ist der Versuch, die expressiven Möglichkeiten des Akkordeons zu steigern durch konsequente Behandlung des Balg-Rhythmus als selbständigen Parameter, unabhängig vom Tonhöhen-/Tasten-Rhythmus. Dies kann im Extremfall bis zur Überlagerung verschiedener divisiver Innengliederungen und damit zum Entstehen eines dritten, irrationalen Rhythmus führen.
Die beiden „äußeren" (I, IV) bzw. die beiden „inneren" Stücke (II, III) sind jeweils gedanklich und auf der Materialebene eng miteinander verbunden. Dieser Anordnung entspricht die symmetrische Tondisposition der Stücke I und IV, die durch mehrfache Spiegelungen aus einem Allintervallakkord entwickelt ist. Die Stücke II und III versuchen, die Intervallstrukturen nach innen zu kehren und bis zum Cluster einzuebnen. Dementsprechend erstreckt sich die Vielfalt der Ausdrucksebenen vom herausgepreßten fff-„Schrei" bis zum zart schwingenden, ins Innere gerichteten ppp-„Gesang". Die Stücke (sie dauern zwischen einer und ungefähr fünf Minuten) stellen so den Versuch dar, in kurzen Formen mit möglichst knappen Formulierungen die Extreme rigoroser Härte einerseits und einer fast anmutigen Leichtigkeit und Zartheit andererseits miteinander in Verbindung zu bringen.
Die Schlechten fürchten deine Klaue. Die Guten freuen sich deiner Grazie. Derlei Härte hätte ich gern von meinem Vers. (B. Brecht: Auf einen chinesischen Teewurzellöwen)
CD:
Teodoro Anzellotti (accordeon)
CD Cavalli Records CCD 247
- ISMN: 9790004179406 (M004179406)